Dienstag, 8. Mai 2007

Spielplatz

Der Weg, kaum erkennbar,
Führt mich zu dir.
Andacht in der Luft atembar,
Weckt in mir glückvolle Gier.

Verzaubert, still, zeitenlos,
Als wie Dornröschens Traum.
Vergraben unter weichem Moos,
Versteckt von manch großem Baum.

Kinderlachen, ich mein‘s zu vernehmen,
Seh kleine Menschen niederknien.
Phantasie ist nicht zu zähmen:
Sie tollen, laufen, klettern ungestüm.

Es ist verhallt, ich erwach‘.
Sehe moosbedeckt den Spielplatz liegen.
Trauer durchfließt mich wie ein Bach,
Meine Füße sinnierend Moos beiseite schieben.

Man kann ihn erahnen, den warmen Sand;
Begrenzungen stehen wie Ruinen.
Zwei rostige Gerüste halten ihren Stand,
Einst Kindern zum Erobern dienten.

So steh ich hier, in aller Ruh:
Die Vergangenheit versuchte zu beichten.
Leer ist der Platz, einsam dazu:
Wo sind die Herzeleichten?

Dies im Gedicht gezeichnete Bild hat eine Geschichte und einen realen Bezug. Wir wohnen hier in Hamburg in einem Mehrfamilienhaus. Es hat eine große Rasenfläche. In einer Ecke liegt ein vom Bäumen umstandener Platz. Auf diesem stehen zwei stark angerostete Klettergerüste für Kinder. Ansonsten ist alles von Moos bewachsen und nur ab und an kann man die ehemalige Umrandung eines riesigen Sandkastens erkennen. Und wer tief gräbt stößt auch noch auf den alten Sandkastensand... Was einst ein Spielplatz war, von Kindern des Hauses und der Umgebung intensivst genutzt, liegt heute brach dar. Spielen verboten... oder zumindest von Hausmeister und Mitbewohnern im Haus nicht gern gesehen.

Jedes Mal wenn ich diesen Platz betrete, beschleicht mich ein eigenartiges Gefühl. Ich vermeine die Vergangenheit, die ich nie erlebt habe, zu fühlen und trauere für meine beiden Söhne, die hier nie das Glück erfahren werden, was andere Kinder vor ihnen hier kennen gelernt haben. Leider ist dieser Spielplatz für mich auch ein Zeichen unserer Gesellschaft. Dieser Platz, dies Gefühl inspirierten mich zu diesem Gedicht.

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